Zahlreiche Weinerzeugende, -vermarktende und -abnehmende sowie weitere Branchenakteure kamen zum ersten Eurovino Day am 10. Januar 2025 in die Messe Karlsruhe. (Bild: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner)

Zahlreiche Weinerzeugende, -vermarktende und -abnehmende sowie weitere Branchenakteure kamen zum ersten Eurovino Day am 10. Januar in die Messe Karlsruhe. (Bild: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner)

Eurovino Day versammelt Branchenexpertise in der Messe Karlsruhe

Am Freitag, 10. Januar hat die Messe Karlsruhe im Rahmen des ersten Eurovino Days zusammen mit zahlreichen Weinerzeugenden, -vermarktenden und -abnehmenden sowie weiteren Branchenakteuren den Auftakt ins Eurovino Jahr 2025 begangen.

Das neue Talk- und Networking-Format Eurovino Day lieferte unter dem Thema „Die Weinbranche im Umbruch: Aus der Tradition in die Zukunft. Was bleibt? Was kommt?“ spannende Insights und Impulse, die dabei unterstützen sollen, aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen in der Praxis zu begegnen, und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. In zwei Themenblöcken teilten hochrangige Spezialistinnen und Spezialisten aus der Branche ihre Expertise und gingen miteinander in die Diskussion. Zudem hielt der Eurovino Day einen Ausblick auf die Eurovino am 9. und 10. März bereit und bot die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und Networking.

Der erste Themenblock beschäftigte sich mit der Positionierung der deutschen Weinwirtschaft im nationalen und internationalen Kontext mit Fragen zur Positionierung von Wein auf den verschiedenen Märkten und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.

Den Auftakt dazu machte Prof. Dr. Dieter Hoffmann, em. Hochschule Geisenheim University, mit seiner Keynote „Deutschland im Spiegel des globalen Weinmarkts. Ein Blick auf die aktuelle Weinmarktsituation und Ausblicke für die Zukunft.“ Dabei skizzierte er, dass die momentane Lage auf dem Weinmarkt von einem stetigen und aktuell besonders starken Rückgang des Weinverbrauchs geprägt sei, hinter dem langfristig wirkende strukturelle Ursachen durch die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und kurzfristig wirkende konjunkturelle Ursachen auszumachen seien. Als daraus folgende Konsequenz stellte er u.a. heraus: „Neben dem möglichst gut organisierten Rückgang der Weinerzeugung gilt es deswegen, den Blick auf Marktanteilsgewinne in bekannten oder neu zu erobernden Marktsegmenten zu richten. […] Denn, auch in rückläufigen Märkten bzw. Marktsegmenten gibt es Gewinner. Der Markt ist immer in Bewegung – z.B. durch neue Marken, Design in Optik und Geschmack, Rebsorten und Winemaker-Stories. Die Kenntnis der Präferenzen der Zielkunden wird zum wichtigen Schlüssel des Erfolgs.“

Die Teilnehmenden der an die Keynote anknüpfenden Gesprächsrunde, moderiert von Dr. Hermann Pilz, Beiratsvorsitzender der Eurovino, diskutierten zur Leitfrage „Weichenstellungen für die Weinbranche gestern und heute. Was hat sich bewährt, was als problematisch gezeigt und was können wir daraus für die Zukunft lernen?“. Dabei wurde zum einen besprochen, wie Wein als Kulturgut seine Position in der Gesellschaft wahrnimmt, zum anderen lag einer der Schwerpunkte auf der Frage, wie sich der rechtliche Rahmen für die Erzeugung und Bezeichnung deutscher Weine auf die Chancen in der Vermarktung auswirkt. Ist das bisherige Recht und sind die für die Zukunft geplanten Änderungen geeignet, deutschen Weinen mehr Profil zu verleihen? Sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Lage, die am Markt geforderte Produkt-Differenzierung zu gewährleisten? Dazu wurde in der Runde deutlich, dass die weinrechtlichen Regelungen dem einzelnen Unternehmer mehr Freiheiten geben sollten. 

Der zweite Themenblock befasste sich mit der aktuellen Situation und den Chancen, die sich den Weinerzeugenden und Weinvermarktenden, aber auch dem Handel in den verschiedenen Absatzkanälen und Märkten bieten.

In diesem Zusammenhang präsentierte Dr. Larissa Strub, Institut für Wein- und Getränkewirtschaft an der Hochschule Geisenheim University, in ihrer Keynote die aktuellen Ergebnisse zu erfolgsorientierter Unternehmensführung aus der Geisenheimer Unternehmensanalyse verbunden mit der Frage „Wo stehen Weingüter, Weinkellereien und Genossenschaften?“ in diesem Kontext. Zusammenfassend erklärte sie dabei: „Die Weinbranche steht an einem Wendepunkt: Veränderte Konsumgewohnheiten und die demographische Entwicklung zwingen die Branche zu einer Anpassung der Produktionsmenge an die sinkende Nachfrage. Steigende Kosten und stagnierende Preise erfordern ein konsequentes betriebswirtschaftliches Monitoring in den Unternehmen, um zukunftsfähig zu bleiben.“

Im Rahmen der an die Keynote anschließenden Diskussionsrunde standen die Unternehmen der Weinbranche, vertreten durch Teilnehmende u.a. aus Weingütern und Genossenschaften aber auch dem Handel, im Fokus. Diese konzentrierte sich unter dem Titel „Zukunft im Blick“ zum einen auf die Herausforderungen, vor denen die Unternehmen der Weinbranche stehen, zum anderen auf die Entwicklungschancen, die sich für Weingüter, Winzergenossenschaften, Weinkellereien und den Handel eröffnen. Dabei wurde u.a. deutlich, dass eine der entscheidenden Herausforderungen für alle Beteiligten der Weinbranche ist, eine engere Verzahnung zwischen Erzeugenden und Vermarktenden herzustellen, um Endverbraucherinnen und -verbraucher besser ansprechen und erreichen zu können. Anknüpfend an das bereits von Dr. Strub genannte „konsequente betriebswirtschaftliche Monitoring“ wurden auch von der Runde die Aspekte Kostencontrolling und ertragsorientiertes Denken als entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Zukunft hervorgehoben. 

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