Der DBB erklärte, er rechne als Folge der aktuellen Energiekrise mit Betriebsaufgaben und einem weiteren Rückgang der Produktion. Wie Hauptgeschäftsführer Holger Eichele sagte, habe sich die Situation für die Braubranche dramatisch zugespitzt. „Wenn es Bund und Ländern nicht bald gelingt, die Preise für Gas und Strom schnell und wirksam zu begrenzen, werden viele Betriebe im produzierenden Gewerbe den Jahreswechsel nicht mehr erleben“, so Eichele.
Die Corona-Pandemie habe in den vergangenen zwei Jahren eine beispiellose Absatzkrise ausgelöst, die die Branche zwar weitestgehend ohne Marktaustritte überstanden habe, deren finanzielle und strukturelle Folgen viele Brauereien jedoch noch lange nicht überwunden hätten. „Nach dieser Absatzkrise stemmen sich unsere Betriebe jetzt zusätzlich gegen die Folgen der Energiekrise, deren tatsächliche Dimension sich nur erahnen lässt. 2022 wird eines der schwärzesten Jahre unserer Geschichte und die Aussichten für 2023 sind leider düster.“
Nach Darstellung des DBB hat sich der Bierabsatz in Deutschland zwar zuletzt überraschend stabilisiert, was aber nicht über das Ausmaß der Energiekrise hinwegtäuschen könne, in der immer mehr Betriebe herbe Verluste erwirtschaften. Nach den überaus schlechten Monaten Juni und Juli habe der Absatz im August 2022 mit annähernd 12 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr zwar stark aufgeholt und lag damit sogar über dem Wert für August 2019. Auf das bisherige Jahr gesehen, liege der Gesamtbierabsatz aber um 350 Mio. l unter den Werten von 2019. Damit habe der deutsche Biermarkt in den letzten drei Jahren das Volumen einer Großbrauerei eingebüßt. Eine Trendwende sei vorerst nicht erkennbar, so der DBB.
Die beliebteste Biersorte der Deutschen sei mit einem Marktanteil von weiterhin rund 50 Prozent das Pils. Deutlichen Zuwachs habe in jüngster Zeit das Helle verzeichnet, dessen Absatz nach Branchenschätzungen allein im vergangenen Jahr um 14 Prozent gestiegen sei. Mit einem Marktanteil von gut 9 Prozent landet die bisher vor allem im Süden Deutschlands beheimatete Sorte bei den beliebtesten deutschen Bieren heute bereits auf dem zweiten Platz. Platz 3 im Handel belegen alkoholfreie Biere (7 Prozent), dicht gefolgt von Biermischgetränken auf Platz 4 mit ebenfalls 7 Prozent und Weizen auf Platz 5 mit einem Marktanteil von 6 Prozent.
Deutschlands Brauer seien weltweit führend bei der Herstellung hochwertiger alkoholfreier Biere. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Mio. l im Jahr 2021. „Bald schon wird jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein“, so DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise begrüßte es der DBB als „wichtiges Signal“, dass das Bierbrauen als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland auf die entsprechende UNESCO-Liste aufgenommen worden ist.

Pressegespräch der Verbände in Berlin mit (v.l.) Michael Busemann (Verband der Diplom-Biersommeliers), Hobbybrauerin Dr. Wiebke Melcher, Nicola Buchner (Geschäftsführerin des Verbandes der Diplom-Biersommeliers), Holger Eichele (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes) und Christoph Kämpf (Präsident des Verbandes der Diplom-Biersommeliers). (Foto: Lietzmann)
Auch der 2005 gegründete Verband der Diplom-Biersommeliers hatte die Bewerbung der deutschen Brauereien unterstützt. Der Präsident des Verbandes, Christoph Kämpf aus Straubing, erklärte in Berlin, kaum ein Handwerk habe eine so lange Geschichte und reichhaltige Kultur, sei so vielfältig und werde weltweit so hochgeschätzt wie das Brauhandwerk: „Bier, über Jahrtausende ein Transmissionsriemen sozialer Kommunikation, drohte ein austauschbares Produkt zu werden. Dass das handwerkliche Brauen im deutschsprachigen Raum so vielfältig überlebt hat, ist der Verdienst von Brauerinnen und Brauern, die nicht nur ihr Wissen über Generationen weitergeben, sondern auch die Begeisterung für das Kulturgut Bier“, so Kämpf.
Die Ausbildung zum Biersommelier sei ein noch relativ junges Berufsbild, das in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch immer stärker in den Fokus rückt. Die Bewegung der Biersommeliers wächst von Jahr zu Jahr und wird flankiert von einer steigenden Wertschätzung für Braukunst und Qualitätsbiere. Biersommeliers sorgen mit ihrem Fachwissen dafür, das Bierwissen und die Bierkultur zu fördern. Der Deutsche Brauer-Bund unterstützt die Biersommelier-Bewegung bereits seit vielen Jahren aktiv.
Der Verband der Diplom-Biersommeliers hat sich mit derzeit über 1.700 Mitgliedern zu einem starken Berufsverband entwickelt. Derzeit seien 629 Biersommelièren im Verband organisiert, das entspricht einem Frauenanteil von 37 Prozent. In den Gründungsjahren (2005 bis 2008) traten jährlich nur sieben Prozent Frauen dem Verband bei. Der Anteil der Neueintritte beträgt aktuell 42 Prozent.
Erste Weltmeisterin der Biersommeliers war 2019 Elisa Raus aus Stralsund, die sich im italienischen Rimini gegen die meist männliche Konkurrenz behauptete. Nicht nur die Sommelier-Ausbildung liege im Trend, sondern auch das Hobbybrauen. So gebe es in Deutschland mittlerweile ein großes Netzwerk von Hobbybrauern und Hobbybrauerinnen – alle einte die Leidenschaft für Bier und für das Brauen.