Bayerische Brauwirtschaft mit Verlusten

Die bayerische Brauwirtschaft blickt auf eines der schlechtesten Jahre ihrer jüngeren Geschichte zurück.

„Nun werden die Auswirkungen der Krisenjahre deutlich sichtbar“ erklärte Brauerpräsident Georg Schneider auf der Jahrespressekonferenz des Spitzenverbandes der bayerischen Brauwirtschaft in München.

Habe die Brauwirtschaft im ersten Nach-Corona-Jahr noch von einer in den Pandemiejahren angestauten Sehnsucht nach Festen, Feiern und Geselligkeit profitiert, spürten die Brauereien nun den harten Gegenwind eines schwierigen Marktes. Sie sehen sich konfrontiert mit verändertem Konsumverhalten, einer weiter zunehmenden Konzentration des Handels und schwierigeren politischen Rahmenbedingungen, so Schneider weiter.

Besonders schmerze Bayerns Brauer der weiter deutlich rückläufige Inlandsabsatz: In Summe verliere die bayerische Brauwirtschaft im abgelaufenen Jahr 570.000 hl oder 3,14 Prozent ihres Vorjahresabsatzes im heimischen Markt.

Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes (Bilder: Bayerischer Brauerbund e.V.)

Das erschwere auch die Durchsetzung dringend erforderlicher Preisanpassungen. So hätten die extrem gestiegenen Produktions-, Material- und Logistikkosten nur ansatzweise durch Bierpreiserhöhungen aufgefangen werden können. Viele Unternehmen stünden deshalb zwischen Absatzrückgang und extremen Kostensteigerungen mit dem Rücken zur Wand.

Schneider kritisiert, dass zur Unzeit geänderte politische Rahmenbedingungen der Branche zusätzlich die Luft zum Atmen nähmen und nannte beispielhaft die gerade erfolgte Erhöhung und geplante Ausweitung der Lkw-Maut: „Dieselben Politiker, die von den Brauern ein Bekenntnis zum Mehrweggebinde erwarten, verteuern durch die Mautanhebung den Transport des Bieres in der schweren Mehrwegglasflasche deutlich, zumal das Leergut auch wieder zur Brauerei zurückgefahren werden muss. Wer also sein Bier in der leichten Blechdose in den Markt bringt, das leere Gebinde auch nicht zurückschaffen muss, hat politisch gewollt einen Wettbewerbsvorteil.“

Auch die politische Kehrtwende bei der zugesagten dauerhaften Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie habe dramatische Folgen für den brauwirtschaftlichen Mittelstand: „Wer nicht mehr oder seltener ins Wirtshaus geht, weil ihm das Essen dort zu teuer geworden ist, der trinkt dort auch kein Bier mehr,“ so Schneider.

Während eine negative Exportentwicklung die Brauereien außerhalb Bayerns belaste, sei sie in Bayern auf dem in den vergangenen Jahren erreichten hohen Niveau stabil geblieben. Jedes vierte in Bayern gebraute Bier fließe in Exportmärkte auf der ganzen Welt. Schneider wertete dies als außerordentliche Leistung der Branche und als Beleg für die hohe Wertschätzung, derer sich Bayerisches Bier weltweit erfreue.

Als Lichtblick am Bierhimmel bezeichnete Schneider das Wachstumssegment „alkoholfreies Bier“. Von der amtlichen Statistik nicht erfasst, könne der Zuwachs hier die Absatzrückgänge bei alkoholhaltigem Bier zumindest etwas abfedern. Insgesamt wurden im zurückliegenden Jahr 2 Prozent oder gut 42.000 hl mehr alkoholfreies Bier produziert.

(Grafik: Bayerischer Brauerbund e.V.)

Die zunehmende Beliebtheit der alkoholfreien Varianten des „bayerischen Volksgetränks“ lasse sich laut Schneider nicht nur auf das veränderte Konsumverhalten und eines neuen Lifestyle der „Generation Z“ zurückführen. Alkoholfreies Bier sei inzwischen bei den Biertrinkern aller Altersgruppen angekommen und längst nicht mehr nur eine „Notlösung“ in diversen Alltagssituationen. Einerseits sei es den Braumeistern gelungen, enorme qualitative und geschmackliche Fortschritte zu erzielen. Andererseits gelinge es, mit den gesundheitlichen Vorzügen des kalorienarmen, isotonischen Durstlöschers neue Verbraucherkreise zu erschließen.

Wenn die bayerische Brauwirtschaft in den vergangenen Jahren extrem vom „Hell-Bier-Boom“ profitiert habe, zeichne sich nun eine hieran anschließende alkoholfreie Hell-Bier-Welle ab.

Der Brauerpräsident zeigte sich überzeugt: Gerade weil Bayerisches Bier in Bayern zum Lebensgefühl gehört, Bier Spaß macht und für bayerische Genusskultur und Lebensfreude steht, wird Bayerisches Bier auch in seinen alkoholfreien Varianten einen festen Platz im Bierland Bayern einnehmen und neue Zielgruppen erobern. (Titelbild: Bayerischer Brauerbund)

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