Nur wenige Deutsche geben demnach überdurchschnittlich viel Geld für Bier aus. Das zeigt eine repräsentative Abfrage zur Ausgabebereitschaft für insgesamt 27 Produktkategorien und Dienstleistungen.

Demnach geben nur 7 Prozent der Befragten nach eigenem Empfinden überdurchschnittlich viel Geld für Bier aus, womit das alkoholische Getränk auf Platz 19 von 27 Produkten landet. Das bedeutet, dass nur wenige Befragte ihre Ausgaben für Bier als deutlich unterschiedlich zu ihrem Umfeld wahrnehmen. Generell ist der Premium-Anspruch für Alkoholika für die Deutschen nicht übermäßig hoch, denn Wein (6 Prozent) und hochwertige Spirituosen wie Whiskey (7 Prozent) schneiden ähnlich niedrig ab. Die größte Bereitschaft für Mehrausgaben besteht hingegen bei Urlaub (31 Prozent), Lebensmitteln für den Alltag (25 Prozent), Elektrogeräten wie PC oder Smartphone (25 Prozent), Restaurantbesuchen (22 Prozent) und Mode (21 Prozent).
Mögliche Gründe erläutert Thomas Maurer, Geschäftsführer des Sinus-Partners Opinion: „Die Konsumzurückhaltung bzw. mangelnde Ausgabebereitschaft sehen wir auch in anderen Getränke- und Lebensmittelkategorien. Die Verbraucher*innen sind deutlich preisbewusster, wägen die Käufe stärker ab, kaufen weniger spontan und achten verstärkt auf Preisaktionen. Insbesondere der Biermarkt ist von zwei Seiten unter Druck: zum einen die Preissteigerungen und zum anderem der allgemeine Konsumtrend in Deutschland hin zu alkoholfreien Erfrischungsgetränken, was nur bedingt durch alkoholfreie Biere aufgefangen werden kann.“
Doch wem ist Bier mehr wert? Männer zeigen eine höhere Ausgabebereitschaft als Frauen (Männer: 9 Prozent vs. Frauen: 4 Prozent), ebenso Befragte mit niedrigen Einkommen (12 Prozent). Altersunterschiede sind nur schwach ausgeprägt.
Die jahrzehntelange Forschung des Sinus-Instituts zeigt, dass Konsumhaltungen stark von Werten und Lebensstilen geprägt sind. So unterscheidet sich die Bereitschaft zur Überbezahlung vorwiegend nach Lebensstilen, was die Analyse nach den Sinus-Milieus bestätigt. Der Sinus-Milieu-Ansatz fasst die Menschen in Deutschland anhand ihrer Werte, Lebensstile und sozialer Lage in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“ zusammen.

Manfred Tautscher, Geschäftsführer des Sinus-Instituts, erläutert: „Die Daten legen offen, dass insbesondere konservativ-bürgerliche Milieus in Deutschland überdurchschnittlich bereit sind, mehr Geld für Bier auszugeben. So sind es das oberschichtige Milieu der Konservativ-Gehobenen und die Nostalgisch-Bürgerlichen in der Mittelschicht, für die Bier ein besonders geschätztes Produkt ist und die dafür bereit sind einen Premium-Preis zu bezahlen.“
Länderbesonderheiten werden nochmals deutlicher, wenn die Ergebnisse im internationalen Gesellschaftsmodell der Sinus-Meta-Milieus analysiert werden, das „Gruppen Gleichgesinnter“ über Ländergrenzen hinweg identifiziert. Die Sinus-Meta-Milieus analysieren international vergleichbare Muster in Werteorientierungen, Lebensstilen und Konsumpräferenzen. Dabei ist zu sehen, dass Menschen aus unterschiedlichen Ländern, aber aus vergleichbaren Milieus, mehr miteinander verbindet als mit dem Rest ihrer Landsleute.
„Dies bestätigt sich auch beim Konsum, denn das Konsumverhalten von Menschen aus gleichen Milieus ist international ähnlich, insbesondere wenn es um Erwartungen an Produkte und Marken geht. Bei Nahrungsmitteln und Getränken hingegen spielen kulturelle Aspekte eine weitaus größere Rolle. Das zeigt sich besonders schön beim Stellenwert des Bieres, das in den Ländern sehr unterschiedliche Zielgruppen anspricht“, erläutert Manfred Tautscher. „Während in Ländern wie Deutschland, Österreich oder Tschechien das Bier als traditionelles Feierabendgetränk in der Mitte der Gesellschaft gilt, so ist es in anderen Ländern, wie in Frankreich oder Spanien, besonders unter der modernen, kosmopolitischen Elite beliebt.“
Methodischer Hinweis
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Eigenforschung des Sinus-Instituts, wofür das Sinus-Institut zwischen Oktober 2022 und Mai 2023 Online-Umfragen mit mindestens 1.000 Personen pro Land durchführte. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerungen der einzelnen Länder ab 18 bis 65 Jahren.
Teaserbild: www.sinus-institut.de (Chanita Sykes/Pexels)