
Die extremen Kostensteigerungen und Verknappungen bei Rohstoffen und Energie verdeutlicht die Entwicklung des HWWI-Rohstoffpreisindex 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. So lag der Preisanstieg im Segment Nahrungsmittel bei plus 45 Prozent. Auch der Index für Energierohstoffe erreichte 2022 Rekordhöhen und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 158 Prozent. Hinzu kamen weitere Belastungen durch erhebliche Kostensteigerungen bei Logistik und Transport, Verpackungsmaterial sowie zusätzliche Bürokratieanforderungen, die Ressourcen in den Unternehmen binden. Diese Kostensteigerungen spiegelten sich nur teilweise in den von den Herstellern erzielten Verkaufspreisen beim Handel wider. So stiegen die Verkaufspreise um 18 Prozent im Inland und um 20,9 Prozent im Ausland.
Der Umsatz der Branche belief sich der BVE-Schätzung zufolge auf 216,3 Mrd. Euro, davon entfielen 75,8 Mrd. Euro auf den Export. Dazu erklärt der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Dr. Christian v. Boetticher: „Für viele mittelständische Lebensmittelhersteller ging es 2022 um ihre Existenz. Sie brauchen jetzt dringend Signale der Normalisierung und Beruhigung. Auf zusätzliche Belastungen durch Steuern oder staatliche Lenkungsversuche muss unbedingt verzichtet werden. Besonders nationale Alleingänge, die deutsche Hersteller gegenüber der europäischen und weltweiten Konkurrenz in Nachteil setzen, wie das Lieferkettengesetz, bedrohen unsere Wettbewerbsfähigkeit."
Die Politik müsse wettbewerbsfähige, investitions- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, so v. Boetticher. Andernfalls drohe die Transformation hin zu einer klimaneutralen Lebensmittelwirtschaft, zu einer untragbaren Kostenfalle für die Unternehmen zu werden. In der Konsequenz erhöht sich die Gefahr von Betriebsstilllegungen oder Verlagerungen ins Ausland.